Dienstag, 23. Oktober 2018
Heute stand, angeregt durch einen Buchtipp das sogenannte "Museumsdorf" Cacela Velha, nur wenige Km östlich von Tavira, auf dem Programm. Mangels ausreichender Zeit am wie immer späten Abend muss ich es bei ein paar Bildimpressionen belassen.
Wer sich näher informieren möchte: Vila Nova de Cacela, Ostalgarve, Portugal
Ein weitläufiger Blick auf das Haff und die vorgelagerten Inseln, erhabenwie man ihn an der Algarve sonst wohl kaum finden kann.
Von der östlichen Festungsmauer führt ein Pfad hinunter ans Meer.
Auch wenn noch 40-60 Einwohner hier leben, und sich gegen Abend nur noch eine Handvoll Individual-Touristen hier einfanden, so wirkt das malerische Dörfchen jetzt in der Nachsaison schon etwas "leer", andererseits eine meditativ-entspannende Wohltat gegenüber vielen verdichteten Abschnitten der Algarve-Küstenorte.
Am morgigen Mittwoch ist ein Besuch von MERTOLA, eineinhalb Autostunden nordwestlich von Tavira, und einigen in den portugiesisch-spanischen Grenzfluss Guadiana einmündenden Flüsschen vorgesehen, hier besteht die Chance auf Maurische Bachschildkröten in wilder Natur. Es sollte sich mehr als lohnen...
Montag, 22. Oktober 2018
Wichtige Korrektur: Nachdem mir die Zweifel an den drei irgendwie untypischen "Zwergdommel"-Aufnahmen vom 19.10. ( "Feuchtgebiete u. Wattenmeer bei Faro") keine Ruhe gelassen hatten, bin ich mir nach Internet-Recherche ziemlich sicher, dass mir eine Fehlbestimmung unterlaufen ist :
Es dürfte sich nach mir zugänglichem Bildmaterial um "Garcita Verde", auch Green Heron, Grünreiher (Butorides virescens) handeln. Ein Irrgast aus Amerika? Für Europa liegen wohl vereinzelte Nachweise vor.
Garcita Verde (Butorides virescens) observado por luisguillermog en mayo 16, 2015 · NaturaLista
Heute, 22. Oktober 2018,
nach weiter Fahrt am beeidruckenden südwestlichsten Punkt Europas, dem Cabo de Sao Vicente:
Cabo de Sao Vicente mit seinem weithin sichtbaren Leuchtturm
Ein erster Blick auf die steile Felsküste der Südwest-Algarve
Küstenabschnitt nördlich vom Kap
Der Vogelzug war heute ziemlich mau. Sieht man in der Gruppe MEHR oder nur MEER? Jedenfalls sieht man an der Algarve viele britische Birder.
Die Farben des Atlantiks
Paradies mit Steinschlaggefahr
Klippenangeln - ebenfalls nicht ganz. ungefährlich aus 60 Metern Höhe und Erosionsgefahr
Keramik am Kap
"Das Schwarze Brett"
Mit einigem Glück erwischte ich eine Fischauktion bei Sagres, im Porto da Baleeira: Fischer beim Anliefern der fangfrischen "Ware".
Tintenfische und Rochen
Der Job ist hart. Die Männer auch. Manches Boot ist 2-3 Tage auf See.
In der Auktionshalle werden die Fische in Hunderten von Kisten nach Arten klassifiziert, sortiert, gewogen. Anschließend in der Halle nebenan sofort meistbietend an die Händler versteigert. Ein hochinteressantes, tägliches Spektakel.
Eigentlich ist das ein Jammer!
Neben Meeraalen, Doraden, Muränen und sogar Rochen ist alles dabei, was der Atlantik bietet.
Makrelen
Die Möwen streiten um die besten Plätze!
"Stiebitzt!"
"Nutznießer"
Frisch gekauft: Petersfisch (Zeus faber). Der Petersfisch lebt meist in Grundnähe in einer Tiefe von fünf bis 200 Metern und ist ein Einzelgänger. Er ernährt sich hauptsächlich von Heringen.
Sonntag, 21. Oktober 2018
Zum dritten Male im riesigen Naturpark RIA FORMOSA mit ihren vielfältigen Lebewelten. Mit Fotopausen dauerte die Wanderung rund sieben Stunden. Heute muss ich sprichwörtlich vor der Menge an Bildern kapitulieren, von über 2000 kann ich erstmal grade elf willkürlich heraussuchen, sonst droht mir chronischer Schlafmangel...
Morgens:
Großer Regen, im Hotel werden an allen Türen von innen Handtücher drangepackt... Fragender Blick aus meinem Fenster.
Gegen 11.00 Uhr hat sich das Regentief fast verzogen. Zielvorgabe und damit 50 Minuten Fahrzeit ab Tavira:
Maurische Bachschildkröte (Mauremys leprosa), halbwüchsiges Tier. Viele Grüße an Christina!
Mauremys leprosa - Paarungsspiele im Herbst. Das kleinere Männchen nähert sich schräg von unten.
Portrait einer Mittelmeer-Möwe im Übergangskleid
Die einmalige Dünenlandschaft am offenen Atlantik erstreckt sich über 60 Kilometer.
Seeregenpfeifer - Trio (Charadrius alexandrinus) am endlosen Sandstrand des Atlantik
Sanderlinge
Zu Gast beim Fotoshooting
Der Abend am Praia de Faro beschließt sich.
Nachts um 04.17 Uhr an der Wand auf der Terrasse, im Schein der Außenlaterne auf Beutesuche: Mauergecko (Tarentola mauretanica)
P.S.: In Kürze werden die vielen Lücken zwischen den Bildern aufgefüllt ... "Leider" gibt es momentan kaum schlechtes Wetter, allenfalls nächtliche Regenfälle.
Freitag, 19. Oktober 2018
Der zweite Besuch des Gebietes um die Ria Formosa brachte im Verlaufe meiner individuellen 7-stündigen Wanderung (natürlich nicht geführt) einige schöne ornithologische und herpetologische Besonderheiten. Aufgrund der Vielzahl an Bildern kann ich nur einige zeigen. Wird aber laufend ergänzt!!
(Die gesamte Schutzzone entspricht einem Lagunensystem, das sich 60 km entlang der Küste erstreckt und eine Vielfalt an Lebensräumen bietet. Die Lagune wird von fünf Barriereinseln und zwei Halbinseln vor dem Meer geschützt.) und bietet im Winter mehr als 20.000 Vögeln Lebensraum und Nahrung. Folgender Link beschreibt das Gebiet genauer.
Natura Algarve | Vogelbeobachtung an der Algarve (3Std.)
Die startenden und landenden Flugzeuge sind in unmittelbarer Nähe. Die Vögel haben sich daran gewöhnt.
Salinen und Watt der Ria Formosa bei Faro aus der Luft beim Landeanflug.
Rund um das Watt wird noch vielfach Salz nach traditioneller Methode gewonnen. Die Salinen sind wichtige Nahrungs- und Rastgebiete für viele Vogelarten.
Weithin sichtbar die Salzberge in der flachen Landschaft
Entlang der Dünen befinden sich noch Reste der ausgedehneten Pinienwälder.
Nasse Pinienrinde
In fast allen Landlebensräumen sind Trupps von prächtigen Blauelstern (Cyanopica cyana) zu sehen. Ihr Ruf "schrü schrü" erinnert, weniger schrill, entfernt an den des Mauerseglers.
Die Wanderung führt mich, beginnend auf einem Dammweg, zu den Ludo-Salinen und Süßwasserbiotopen von Quinta do Lago:
"Anfängerglück": Brauner Sichler (Plegadis falcinellus) im Schlichtkleid. Zuletzt konnte ich Braune Sichler im Mai 2018 am Skutari-See in Montenegro fotografieren, damals im kupferbraun-grünlich glänzenden Prachtkleid.
Im Vordergrund eine Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis, portugiesisch: cágado-de-carapaça-estriada). Sie ist an der Algarve viel seltener als ...
... die Maurische Bachschildkröte (Mauremys leprosa). Dies ein 3-4 jähriges Jungtier beim morgendlichen Sonnenbad.Die hübsche, lebhafte Zeichnung verliert sich oft mit dem Alter.
Es gibt Arterhaltungsprogramme für diese vom Aussterben bedrohte Art. Ich hatte mich lange auf Schnappschüsse dieser bunteren "Schwesternart" von Mauremys rivulata, Westkaspische Schildkröte – Wikipedia, gefreut. Aber Vorsicht: Die Tiere beobachten genau und sind ziemlich scheu.
Nach kurzem Abtauchen prüft dieses kleine Tier die Lage.
Beliebte Sonnenplätze am Rand der Kanäle mit optimaler Fluchtmöglichkeit, oft macht es "Platsch", bevor das Foto im Kasten ist.
Keineswegs immer zeigen sich die Mauremys auf dem fotogenen "Präsentierteller". Hier besteht die Gruppe aus sechs (!) Exemplaren. Entfernung etwa 5 Meter, starker Bildausschnitt.
Semiadultes Weibchen der gleichen Art, etwa 17 cm Panzerlänge. Habitat hier: Brackwassergefüllte Kanäle nahe der Salinen, sonnt sich auf den Halophyten (=salztolerante Pflanzen, wie z.B. Queller)
Neben den einheimischen Arten haben sich in vielen Mittelmeerländern etliche Arten ausgesetzter Schmuck- und Zierschildkröten angesiedelt, hier sind es zwei Rotwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta). Sie verdrängen durch ihre Größe und Robustheit unsere o.g. Arten von Sonnenplätzen und stellen eine Nahrungskonkurrenz dar. Eine Vermehrung im milden Klima Portugals scheint problemlos möglich.
Paarungsrad der Frühen Heidelibelle (Sympetrum fonscolombii). Verbreitungsschwerpunkt: Mittelmeerraum/Afrika. An die chemische Zusammensetzung des Wassers stellen die Larven keine besonderen Anforderungen. Insbesondere ist ihre Salztoleranz erstaunlich, die es ihnen ermöglicht, sich selbst in Lagunen zu entwickeln.
Auch am Süßwasserteich: Männchen der Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta)
Die seltenste bisher von mir fotografierte Libellenart, 2003 erstmalig in Portugal nachgewiesen und an der Algarve nur hier vorkommend: Schwarzer Baron, Männchen Schwarzer Baron – Selysiothemis nigra | LibellenWissen.de
Männliche Zwergdommel (Ixobrychus minutus) (Achtung: vermutlich Fehlbestimmung, richtig wäre wohl: Green Heron, Butorides virescens), beim Jagen
Plötzlich fliegt er auf und landet unmittelbar vor mir im Schilf, so nah, dass nicht mal ihre Beine auf´s Bild passen!
... mit aufgestellter Haube
Nur Minuten später landet für einen kurzen Moment ein männlicher Schwarzkopfweber (Ploceus melanocephalus), eine eigentlich afrikanische Spezies, im Schilf. Inzwischen als Neozoe wie auch der Wellenastrild oder das Afrikanische Chamäleon eingebürgert.
Steinschmätzer-Weibchen (Oenanthe oenanthe) rastet am Damm, auf dem Weg nach Afrika ins Winterquartier.
Verwilderte Hunde wie dieser mir entgegenkommende flößen Respekt ein, sind jedoch in der Regel harmlos.
Wieder im Watt:
Drohgebärden zwischen männlichen Winkerkrabben (Uca tangeri)
Seidenreiher jagt in den flachen Prielen bei abfließendem Wasser ...
... und er hat Erfolg!
Seidenreiher profitiert gezielt vom Aufwirbeln der Kleinfische durch die beiden jungen Löffler, deren einer mehrfach beringt ist.
Adulter Löffler mit Beringungs-Code "5R"
Flugbild vom Löffler (Platalea leucorodia)
Löffler (fünf von acht) in Keilformation auf dem Weg zu den Schlafplätzen
"Goldene Ringe" (Uferschnepfe)
Abflug der Uferschnepfen (Limosa limosa). Rechts unten ein Rotschenkel.
Mittelmeermöwen mit Abendrot an den Salinen
Sonnenuntergang über der Ria Formosa
Noch schöner ist die Stimmung im Watt nach Sonnenuntergang
Zum Weiterlesen:
Schildkrötennachwuchs an der Algarve - Portu.ch
Dienstag, 16. Oktober 2018
Die Flagge von Portugal über Alcoutim.
Fremdes Land, neue Sprache, Auto anmieten, erstmal orientieren und gute Fotografiermöglichkeiten erkunden, das alles braucht ein wenig Zeit.
Mein Standort ist das Städtchen TAVIRA an der östlichen, der sog. "Sand-Algarve". Ganz rechts am Bildrand markiert der Grenzfluss Guadiana die Staatsgrenze zu Spanien.
Mit "Germania" schon vormittags über Pamplona, Spanien
Landeanflug auf die Stadt FARO am Sonntag, 14. Oktober 2018, etwa um 8.30 Uhr Ortszeit (Deutschland MEZ 9.30 Uhr)
Schon der erste Ausflug am Montag in den Naturpark RIA FORMOSA erbrachte überraschend die erste Chamäleon-Sichtung (Europäisches Chamäleon, Chamaeleo chamaeleon).
Überraschend aus mehreren Gründen: Erstens nach Orkantief "Leslie" noch starker Wind, kühle Witterung und teils strömender Regen, zweitens sind die Tiere extrem gut getarnt. Drittens ist mein Auge noch nicht geschult, was Chamäleons in freier Natur betrifft - oder doch?
Jedenfalls nahm das recht schmale Tierchen mit der Zunge Wassertropfen von den Blättern auf, blieb dabei aber fast unbeweglich im Gezweig, gut fixiert mit dem Greifschwanz. Gut zu erkennen die in verschiedene Richtungen weisenden Augen! Mein erstes Wunschziel schon erreicht.
Das zweite Wunschziel schien leichter zu realsieren: Rosa-Flamingos (Phoenicopterus ruber) in einer Saline
Mittelmeer-Möwen (Larus michahellis) an Sandküste
Dienstag: Erster großer Ausflug von Tavira aus ins hügelige Hinterland der Algarve bis hinüber nach Alcoutim am Guadiana-Grenzfluss:
Pinienwald, etwa 40 km nördlich von Tavira, wahrscheinlich nach Bränden wiederaufgeforstet.
Geschälte Korkeichen. Durch Oxidation rot gefärbte Stämme. Die Schälung kann nur alle 9-12 Jahre erfolgen. Inzwischen sind die Bestände gefährdet, paradoxerweise durch die künstliche Herstellung von Flaschen"korken).
Verwilderte Hunde, leider häufig zu sehen, sind meist sehr scheu.
Dieser hat sich kurz von seiner Schafherde entfernt.
Köstliche Feigen
Honigsüß mit feiner säuerlicher Note. Ich gebe den Mundraub hiermit offiziell zu ...
An einer gefassten kleinen, fast versiegten Quelle: Mauergecko (Tarentola mauritanica). Bereits meine dritte Sichtung.
Alcoutim, hübsch über dem breiten Grenzfluss Guadiana gelegen, drüben schon spanisches Gebiet.
Christliche Kirche in Alcoutim. Nach Besichtigung des alten Kastells fahre ich weiter südlich ins abgelegen Bachtal des Ribeira Odeleite, einem westlichen Nebenflüsschen des Guadiana.
Nach sehr holprigen "MacAdam"-Feldwegen beobachte ich in friedlicher Ruhe des Abends einen Schäfer mit seiner vielköpfigen Schaf- und Ziegenherde.
Der Chef der Hundemeute verbellt mich lautstark, umrundet und inspiziert mich genau: "Akzeptiert! Harmloser Zweibeiner mit Fotoapparat"
Der verspielte Kleinste ist aber schon ganz schön auf Zack, wenn der Hirte pfeift!
"Ist das essbar oder kann das weg?"
Ziegen im Doppelpack an Dill-ähnlicher Pflanze. Gerne werden auch die harten Schilfblätter gefressen.
Ornithologisch besonders interessant und lange nicht mehr gesehen, die Kuhreiher (Bubulcus ibis), die auf aufgescheuchte Insekten spekulieren, teils die Wiederkäuer als Transport-"Esel" und Aussichtswarte nutzen.
Bequemer Ritt
Ein weiterer Wanderhirte mit seiner apart-gezeichneten Ziegenherde.
Ich kann schon mal ankündigen: Maurische Bachschildkröte (M. leprosa), Mauergecko, Löffler, Störche, Reiher, Schnatter- und Löffelenten, u.v.m., und kaum zu erhoffen gewagt: Eine Rarität - das Purpurhuhn.
Exkursion am Mittwoch in die Lagunen- und Wattgebiete westlich von Faro:
Maurische Bachschildkröten (Mauremys leprosa) beim Sonnen. Daneben eine weibliche Schnatterente (Mareca strepera)
Glückstreffer an einem kleinen Süßwasserbiotop: Das meist heimliche Purpurhuhn (Porphyrio porphyrio). Körperlänge von 45 bis 50 Zentimetern und Flügelspannweite von 80 bis 100 Zentimetern. Das Purpurhuhn kommt im tropischen und subtropischen Europa, Afrika und Australien vor.
Rosaflamingo in den Kanälen und Brackwasserlagunen. Heute beobachtete ich alleine bei Faro etwa 150 Individuen in mehreren Gruppen, die größte mit 70 Tieren.
Der erste Löffler (Platalea leucorodia, Jugendkleid) aus der Nähe
Steinwälzer (Arenaria interpres) im Ruhekleid. Auf der Suche nach Muscheln und Schnecken.
Einer der kleinsten Limikolen, der Sanderling (Calidris alba)), hier: Jugendkleid. Nach geduldiger Annäherung aus drei Metern Entfernung fotografiert.
Sanderling im Schlichtkleid, bei der Nahrungssuche am Sandstrand. Meist sieht man sie wieselflink herumwuseln.
Soweit ein zügiger Querschnitt der ersten drei Tage.