Samstag, 8. Juni 2019
... an den Lake Kerkini. Unterwegs:
Achtung Wildwechsel!
An der Autobahn bei Kastoria sind auf rund 60 Kilometern (!!) Länge zu beiden Seiten massive, stacheldrahtbewehrte Metallzäune von etwa 2,80 Metern Höhe wegen der Bärenunfälle angebracht.
Mancher EU-Innenminister würde sich darüber freuen ... teils stehen die Reihen sogar doppelt, weil die verbliebenen alten Zäune zu niedrig waren.
So sah es vor 100 Jahren vielfach auch bei uns noch aus. Störche auf gemähter Wiese, reichlich Nahrung!
Achtung freilaufende Pferde am Straßenrand, hier völlig normal. In Deutschland würden jetzt die Verkehrssender Alarm schlagen.
Graureiher am Strymonas-Abfluß kurz vor dem Süddamm, durchs Schilf gesehen. Unmittelbar darauf fliegt er ab. Diese Vögel sind relativ scheu. Möglicherweise wird ihnen doch nachgestellt.
43°C zeigt das Thermometer beim Auto-Ansitz auf den Nachtreiher, die Luft ist extrem feucht, der Schweiß rinnt in Strömen über die Brillengläser, um 21.00 Uhr sind es noch 33°C.
Nachtreiher mit erbeutetem Kleinfisch.
Ein zweiter Nachtreiher hat einen Wasserfrosch erbeutet, welcher sich minutenlang mit aller Macht seinem Schicksal entgegenstemmt. Im Hintergrund eine Sumpfschildkröte (Emys o.)
Schließlich endet der aussichtslose Kampf.
Zwergdommel, Männchen im Prachtkleid
Kurz vor ...
... und beim blitzschnellen Zustoßen. Beute: Kaulquappen, Kobold-Kärpflinge (Gambusia affinis) und andere Kleinfische, Insektenlaven, Libellen
Weibchen in hochaufmerksamer Haltung
Wiedehopf (Upupa epops). Ganz häufig sind jetzt Familien, hier ein Altvogel, mit meist 4-5 flatternden Jungvögeln am Boden auf Insektensuche unterwegs.
Noch nicht ausgefärbter (blasser) Jung-Wiedehopf in einem Maulbeerbaum.
Verbreitungskarte (aus Wikipedia). Orange=Brutgebiet, Blau=Überwinterungsgebiet. Beachte das fast erloschene Vorkommen in Deutschland. Stichwort (u.a.): "Insektensterben" und Lebensraumverlust! Können wir das immense Artensterben weiter hinnehmen?! In dieser Beziehung ist Griechenland noch ein reiches Land.
Rauchschwalbe am Balkon
Auch lautstarke Weidensperlinge (Passer ibericus) bevölkern das Haus.
Im kleinen Hafen von Kerkini (Ort) drückende Feuchte, und keine Menschenseele unterwegs. Mittags flimmerte die Luft, die Bilder nicht richtig scharf. Welch ein Kontrast zum Kleinen Prespa-See auf 1000 Metern ü.d.M. bei angenehmsten Temperaturen!
Nach einer Woche wirklich einfachster Ernährung gönnte ich mir am Abend in einer Taverne ...
... einen Teller Griechischen Salates ...
... und als Hauptgericht Hackfleischröllchen vom Wasserbüffel. Danach ein Gläschen Ouzo on the Rocks ... Einer der sehr zuvorkommenden Wirtsbrüder spricht deutsch, der andere Englisch. Sie erkennen mich auf Anhieb. Neben mir nur einige Griechen.
Großes Theater über dem See. Es ist 19.57 Uhr. Ein unerwartet heftiges Hitzegewitter braut sich über dem See mit starken Sturmböen zusammen. Schwierig für die Boote, die noch unterwegs waren, wie mir Nikos am nächsten Morgen berichtet.
Nach dem Gewitter: Abendstimmung an den Ausläufern der Belles-Berge. Es hat abgekühlt.
ff. ...
Freitag, 7. Juni 2019
Zunächst schaute ich wie jeden Morgen auf die kleine Pelikan-Gruppe an einer Flußmündung, wo sie stets die Nacht verbringen.
Das Bild zeigt fünf verschiedene Vogelarten: Krauskopfpelikan, Kormoran, 2 Mittelmeermöwen, Höckerschwan (ganz links) und zu meiner großen Überraschung eine überfliegende große Seeschwalbe, ...
... die sich in extremer Vergrößerung als RAUBSEESCHWALBE (Hydroprogne caspia, Syn.: Sterna caspia) im Schlichtkleid entpuppte. Da sie normalerweise Meeresküsten bewohnt, hatte ich damit keinesfalls gerechnet. Meine letzten hatte ich 2018 an der Ria Formosa/Algarve und vor Jahren am Velo Blato auf der Insel PAG/Kroatien beim Stoßtauchen beobachtet.
Beim anschließenden langsamen Durchstreifen dieses herrlichen Auwald-nahen Ruderalgeländes mit charakteristischen gelben Wolfsmilchbeständen ...
... mit den markanten abgeblühten Blütenstängeln der Königskerzen, entstanden die folgenden Aufnahmen (Auswahl):
Wieder einmal eine markierte Griechische Landschildkröte (T.h.boettgeri), ein Weibchen mit 22 cm Stockmaß und wohl 1,5 kg Gewicht (geschätzt).
Markierungszahl "27"
Gerne wird offebar dem Klee zugesprochen. Die Landschildkröten leben hier in großer Dichte und werden nicht verfolgt. Nach Auskunft meines Quartierherren Christos werden auch Schlangen, darunter die Hornotter, normalerweise nicht erschlagen. Schön, es zu glauben ...
Mauereidechse (Podarcis muralis)
Gut verborgen im Gebüsch: Männliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis)
Direkt daneben das Weibchen.
Zeckenbefall
Weibchen von den hier häufigen Taurischen Eidechsen (Podarcis taurica)
Gruppe von Gelben Schafgarben
Üppig blühender Wildrosen-Strauch
Mohnblüte
Schilfrohr wird in großen Mengen geschnitten und in Stapeln gelagert.
Bereit zum Abtransport.
Durchquerung der Furt (etwas langsamer, als wir vor Tagen mit dem Bus...)
Nochmal eine letzte Abendtour:
Dies ist die Kernzone mit den Brutkolonien von Rosa- und Krauskopfpelikan. Ich zählte soweit sichtbar etwa 85 Jungtiere. Die Arten ließen sich aus der Ferne nicht unterscheiden. Außerdem brütet hier die Zwergscharbe in erheblicher Anzahl.
Vor meinem Auto querte noch rasch eine große Griechische Landschildkröte den Staubweg ...n
... und verschwand hurtig im angrenzenden Grasland.
Endlich ein akzeptables Bild einer Riesen-Smaragdeidechse (Lacerta trilineata). Sekundenbruchteile später enteilte sie über mindestens 10 Meter wie ein Pfeil.
Auf einem kleinen Hügel über dem See sonnten sich kurz vor Sonnenuntergang noch einige männliche Kykladen-Mauereidechsen (Podarcis erhardii).
Bislang hatte ich nur Weibchen fotografieren können, unter anderem am Kato-Olymp.
Rückenansicht eines Männchens der Kykladen-Mauereidechse (Podarcis erhardii)
Diese hübschen und sehr flinken Tiere bevorzugen steile Felswände als Habitat.
Bei der Heimfahrt nach 20.00 Uhr konnte ich erneut eine Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis hellenica) von der Asphaltstraße retten. Dieses Weibchen war mit 15,5 cm Stockmaß deutlich kleiner als das gestrige. Ich vermute, auch dieses Tier war auf der Suche nach geeigneten Eiablageplätzen.
Die überaus häufigen Nebelkrähen (Corvus corone cornix) ließen sich bislang nur schwer fotografieren. Heute Abend klappe es dann doch.
Wieder einmal ein braver, alter Hund, der am "Eidechsenfelsen" nicht von meiner Seite wich, und mit Unaufdringlichkeit versuchte, doch vielleicht von mir adoptiert zu werden.
Von diesem vorgelagerten Hügel hat man einen wunderbaren Blick auf die (Halb-) Insel Agios Achillios. Einen sehr lesenswerten Artikel zu Historie und Natur verlinke ich hier: Agios Achillios – Wikipedia
In diesem schönen traditionellen Steinhaus bei Christos in Agios Germanos wohne ich (ohne Hund) noch bis morgen früh, Samstag den 8. Juni 2019, dann "zieht die Karawane weiter" ... Kerkini lockt erneut und Nikos hat bereits zugesagt ...
Einzelne "übersehene" Bilder dieser abwechslungsreichen Woche in traumhafter Landschaft füge ich in Kürze an.
Donnerstag, 6. Juni 2019
Die Karte zeigt noch einmal den länglichen Kleinen Prespa-See, unten rechts, an dem ich mich zur Zeit aufhalte. Er liegt fast vollständig auf griechischem Staatsgebiet. Der Große Prespa-See gehört überwiegend zur Rep. Nord-Mazedonien, oben im Bild. Albanien, im Westen, besitzt Teile des Großen wie auch einen Zipfel des Kleinen Prespa. Mit dem Mietwagen ist es mir leider nicht möglich, die beiden anderen Anrainer zu besuchen.
Im äußersten Südosten des Kleinen P. liegt Mikrolimni.
Kapelle am Ortsrand
Der Bootsanlege-Steg für die Fischer
Auf dem Steg sieht man oft Würfelnattern.
Diese nimmt züngelnd eine Duftspur auf. Sie entdeckt mich und verschwindet unauffällig wieder im See.
Zwei Mittelmeer-Möwen und wie fast immer Zwergscharben. Da Fischen noch bis zum 15.06. untersagt ist (Laichzeit), müssen sie wohl vergebens auf Beifang warten.
Zwergscharben (Microcarbo pygmeus) im Gegenlicht
Wie überall in Griechenland wimmelt es von freilaufenden Hunden. Als plötzlich Leben in die Gruppe kam, ...
... sah ich, wie sie auf der Straße eine Art dicken "Klumpen" mit den Zähnen bearbeiteten. Bei näherem Hinfahren konnte ich ihnen das "Spielzeug" abjagen, und mich mit dem Auto solange darüber stellen, bis sie die Lust verloren und davontrabten.
Eine große weibliche Emys!! Ca. 19 cm Stockmaß und geschätzte 1,1 kg schwer. Wohl auf der Suche nach einem Eiablageplatz von den Hunden überrascht. Außer Kratzern am Carapax glücklicherweise keine weiteren Beschädigungen. Nach kurzem Bad im See konnte ich einige Nahaufnahmen machen.
Ein wunderschönes Exemplar. Bislang hatte ich am See noch keine Emys beobachten können. Somit ergab sich eine Win-Win-Situation: Glück für die Schildkröte - Glück für den Fotografen ... Timing ist alles!
Noch rasch einen Blick auf das Plastron geworfen, und blitzschnell verschwand sie im klaren Seewasser. Geglückte Rettungsaktion.
Interessante Hangabspülungen von roter Erde - erinnert mich irgendwie an Australien.
In Psarades, am gegenüberliegenden Seeufer, faucht mich eine kleine Katze an.
Sie sucht zwar nur Anschluß, dennoch ist mir bewusst, dass die Tausenden von streunenden Katzen großen Schaden an Vögeln, Reptilien und anderen Kleintieren anrichten!
Im späten Gegenlicht eine fotogene Schaf- und Ziegenherde.
Ergebnisse meiner heutigen Morgenpirsch kann ich euch morgen berichten - sofern meine Zeit noch reicht. Am Samstag ist schon wieder Abreisetag und die letzte Griechenlandetappe beginnt.
Mittwoch, 5. Juni 2019
Benny ist weitergefahren zum Peloponnes und hat mir noch ein paar Tipps hinterlassen. Mit dem Corsa kann ich aber nur moderate Strecken fahren, die Berge sind tabu.
Im Habitat nahe dem Ostufer:
Männchen der Taurischen Eidechse (Podarcis taurica) beim Sonnen am Morgen
Weibchen der Smaragdeidechse (Lacerta viridis) haben hier eine besondere, netzartige Zeichnung.
Nicht näher bestimmter Falter
Weibchen des Rotrücken-Würgers (Lanius collurio)
Männlicher Neuntöter
Und endlich einmal ein still sitzender Wiedehopf (Upupa epops), dessen Rufe ebenso wie der Gesang der Nachtigall, des Drosselrohrsängers und der Ruf des Pirols allgegenwärtig sind.
Männliche Kykladen-Mauereidechse (Podarcis erhardii). Wer noch das Weibchen vom Kato Olymp in Erinnerung hat, erkennt den ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus.
Alles blüht, wohin man schaut.
Ostrasse der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri) in situ
Adultes Weibchen der geichen Rasse.
Das gezeigte Exemplar weist eine Zahlenmarkierung auf, vermutlich aufgrund einer wissenschaftlichen Erhebung.
Am See findet man eine besondere, kleinwüchsige Rinderrasse, das Prespa-Rind.
Ich muss sagen, es sind wirklich wunderschöne Tiere, die hoffentlich bewahrt werden können!
Gegen Abend gab es heftige Regenfälle und es entstand ein Regenbogen von fast kitschiger Intensität.
Viele heutige Bilder und Motive konnte ich noch nicht zeigen, es ist mal wieder weit nach Mitternacht ... Demnächst mehr davon.
Dienstag, 4. Juni 2019
Wir waren Abends noch am See bis es dunkel wurde, und ich kann euch daher nur einen winzigen Bruchteil unserer Eindrücke vermitteln. Später dann mehr.
Wir starteten um 10.00 Uhr in Agios Germanos, nordöstlich vom See, meinem Quartier-Dorf, auf 1200 Metern Meereshöhe, und kamen auf teils sehr schwierigen Pisten mit dem speziellen Allrad-Bus von Benny bis auf eine Höhe von 2000 Metern hoch in das VARNOUNDAS-MASSIV, welches die Grenze zur Republik Nord-Mazedonien bildet. Kurz vor dem Gipfelsattel stoppte uns eine Schneewächte auf dem Weg, die letzten Meter kletterte ich zu Fuß zum Gipfel.
Flussdurchquerung
Alles blüht, v.a. der Ginster
Glasklare, rauschende Gebirgsbäche nach Schneeschmelze mit viel Wasser
Männliches Braunkehlchen bei leichtem Nieselregen
Weibliche Goldammer mit Insekten. Die meisten Kleinvögel wie Ortolan, Bachstelze, Gebirgsstelze, Wasseramsel, Rötelschwalbe sammeln bereits Insekten für die Brut.
Bis zur Schneegrenze freilaufende Rinder und Pferde. Für die Bären vielleicht eine Nummer zu groß.
Eine kleine Blumenauswahl:
Hier streikte der Bus endgültig
Gipfelregion mit Juniperus-Büschen
Nebel und Kälte am Gipfel. Für die Bosnische Kreuzotter war es heute dann doch zu kühl und windig hier oben, wenngleich das genau ihr Habitat ist. "Dafür" fanden wir in 1900 Mtern Höhe ...
... das Holunder-Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina),
... und auch in der gelblich blühenden Variante.
Blick hinunter auf die Serpentinenstrecke und den Kleinen und Großen (rechts) Prespa-See. Alles ist feucht und frisch grün nach nassem Frühjahr.
Bis zur Dunkelheit verbrachten wir die Zeit am See, und fotografierten u.a. Haubentaucher mit Jungen.
Kurze Partnerbalz
Fütterung mit Fisch
Familienleben mit Jungen
"Mitfahrgelegenheit"
Stiller See im Spiegel der "Blauen Berge", eine Familienidylle, wie es scheint. Jedoch hat (vermutlich) die Rohrweihe seit gestern bereits eines der vier Jungen erbeutet. Erblicken die Jungvögel die herannahende Greifvogelsilhouette, so tauchen sie blitzschnell unter Wasser ab.
Abendwolken