Haltung und Zucht des China-Graubauchhäherlings (Garrulax poecilorhynchus berthemyi)

Ein kurzer Vorbericht

zur Information von Interessenten, Haltern und Züchtern. Kontaktaufnahme ausdrücklich erwünscht! Bilder der ähnlichen Arten und Unterarten können angefordert werden, ebenfalls Literaturhinweise, sodass z. Zt. häufige Verwechslungen leicht ausgeschlossen werden können.

(Die Systematik ist zurzeit leider unübersichtlich, die Gattung Dryonastes wird neuerdings auch wieder von Garrulax abgespalten, berthemyi wird z. T. sogar als eigene Art behandelt. Die recht ähnliche Art von Taiwan heißt demnach Dryonastes poecilorhynchus (Taiwan-Graubauchhäherling), sieht man berthemyi allerdings nur als Unterart, so hieße der Taiwan-Graubauchhäherling logischerweise Dryonastes (Garrulax) poecilorhynchus poecilorhynchus. Eventuell ist aber eine Rückkehr zum altbekannten Gattungsnamen Garrulax in nächster Zeit zu erwarten.)

Keinesfalls sollte man jedoch die beschriebene Art mit dem Grauflankenhäherling (Garrulax caerulatus)verwechseln, die insbesondere einen weißen Bauch hat und weiße Ohrdecken (je nach Unterart), welche bei einigen Züchtern derzeit ebenfalls noch vertreten ist.

Alle Arten sind übrigens hier hervorragend abgebildet: „Oriental Bird Club Image Database

Andere gebräuchliche, veraltete oder fehlerhafte deutsche Namen sind:
Rosthalshäherling (veraltet), Grauflankenhäherling (falsch), Blauauge (regional)
Englisch: Chestnut-winged Laughingthrush, Buffy Laughingthrush, Chinese Rusty Laughingthrush
Niederländisch: Blauwooggaailijster
Französisch: Garrulaxe de Berthémy
Spanisch: Charlatán Rojizo Chino

Verbreitung: Südliches China (keine Unterarten)

Beschreibung: siehe beigefügte Fotos.
Größe: 28 – 30 cm, das Weibchen ist geringfügig kleiner und zierlicher als das Männchen, farblich jedoch identisch.

Meine Tiere habe ich bei Fa. Bürgel in Uthleben im Jahr 2002 als 1,1 Wildfangpaar „Rosthalshäherlinge“ gekauft, nachweislich aus China importiert. Schon in den 90er Jahren waren diese Tiere regelmäßig erhältlich. Zuchtberichte habe ich noch keine gefunden, Nachzuchten gibt es aber bis heute in mehreren europäischen Ländern, wie z. B. aktuell in Belgien und Holland.

Im Jahr 2005 bauten sie im Mai ein Nest aus überwiegend trockenen Bambusblättern. Das Gelege bestand aus zwei Eiern. Leider wurden die schon sehr gut entwickelten Jungen mitsamt dem Nest in einem nächtlichen Gewittersturm zerstört.

Die nächsten beiden Jahre 2006 und 2007 hatten die Tiere große Probleme, ihr Nest im Bambus zu befestigen, obwohl sie es ausdauernd versuchten. Mehrere Monate war ab dem zeitigen Frühjahr der markante und wunderschöne Balzgesang des Männchens zu hören.

Erst 2008 gelang dann der Bau mit Hilfe einer behelfsmäßig angebrachten kleinen Drahtunterlage. Es wurden drei befruchtete Eier gelegt, deren Aufzucht jedoch aufgrund eigener Fütterungsfehler doch noch misslang, die Jungen starben nach dem Ausfliegen.

2009 hatte ich mich besser informiert und es erfolgten bis zum heutigen Tag (3. August 2009) vier Gelege mit jeweils drei bzw. vier Eiern. Daraus entwickelten sich zu meiner Freude zunächst vier, dann drei, und zuletzt wiederum drei sehr vitale Jungvögel.

Bislang sind dieses Jahr schon 3,3 Jungvögel selbständig geworden, die drei ganz jungen wurden noch nicht per Feder-DNA bestimmt und haben erst seit zwei Tagen das Nest verlassen.

Seit Ende April bekommen meine Alt- und Jungvögel ausschließlich hochwertig ernährtes und präpariertes Lebendfutter, insbesondere Heimchen, Buffalos, Zophobas und einige Mini-Mehlwürmer.

Durch die an meine großen Biotop-Volieren angrenzenden Glashäuser können die Jungen sofort nach dem Ausfliegen für einige Tage in einen beheizbaren, trockenen und geschützten Raum umgesetzt werden und sind so vor den etwaigen Unbilden der Witterung geschützt.

Die Elterntiere sind es seit sieben Jahren gewohnt, durch eine kleine Einflugklappe diesen Raum aufzusuchen, und sie füttern dort die Jungen problemlos für einige Tage weiter.

Ich habe 2005, 2008 und speziell 2009 eine große Menge an verschiedenen Daten zum Wachstum und zur Entwicklung der Jungvögel sowie zum Sozialverhalten aufgezeichnet und viele Fotos angefertigt.

Mit Rücksicht auf die geplante ausführliche Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift, die im Ulmer Verlag erscheint, möchte ich weitere Einzelheiten an dieser Stelle nicht vorwegnehmen.

In bin von diesen Häherlingen absolut begeistert, dies bezieht sich insbesondere auf ihre dezente Schönheit, ihre Eleganz, ihre Vitalität, ihr Sozialverhalten, ihr angenehmes und melodisch-variationsreiches Stimmeninventar, ihre tollen Zuchteigenschaften, welche auch häufige Nestkontrollen zuverlässig tolerierten, und und und …

Dies, und um die Zuchtaussichten zu optimieren und das Platzangebot zu erweitern, hat dazu geführt, dass ich mich schweren Herzens von allen übrigen Timalien getrennt habe, u. a. von meinen wundervollen 1,1 Rotschwanzhäherlingen (Garrulax milnei) und meinem Paar Sonnenvögeln (Leiotrix lutea).

Heute sollte man nach dem EU-Importstopp versuchen, zur Rettung der verbliebenen Arten in Privathand, jedes einzeln noch gehaltene oder gezüchtete Tier einer paarweisen Haltung (und nicht einer Gemeinschaftshaltung mit anderen Arten!) mit optimalen Zuchtaussichten zuzuführen.

Der Erfolg hat mir allerdings Recht gegeben. Auch die zur Verfügung stehende Zeit konnte ich die letzten Monate voll und ganz den Tieren widmen, zu Lasten von Naturfotografie und Fotoreisen. Weichfresserzüchter wissen, wovon ich spreche … Nebenbei ist ja auch noch eine umfangreiche Schildkrötenzucht zu betreuen.

Momentan bin ich dabei, mit interessierten Züchtern eine Art Zuchtprojekt aufzubauen, um Blutlinien auszutauschen und passende Partnertiere für die Zucht zu kombinieren. Vielleicht mache ich nächstes Jahr einen Versuch mit einem Zweitpaar.

Anmerkung: Aus gesundheitlichen Gründen musste ich leider meine gesamte Vogelhaltung in 2010 aufgeben.

Meine Erfahrungen lassen die Hoffnung aufkeimen, diese Art dauerhaft erhalten zu können und viele neue Erkenntnisse zu ihrer Biologie zu gewinnen. Ganz zu schweigen von der großen Freude, die diese wunderbaren Tiere in einer bepflanzten Freivoliere bereiten können, nebst tiefen Einblicken in ihr ausgeprägtes Brut- und Familienleben.

Bis zum Erscheinen des von mir noch rechtzeitig angekündigten ausführlichen Berichtes bitte ich, einstweilen auch die Details und Hinweise der Bildunterschriften zu beachten, und am Ende dieser Seite auf den Link „weitere Fotos“ in der Galerie zu klicken. Vielleicht gibt es auch einmal Video- und Tondokumente …

Kontakte per E-Mail oder Telefon sind jederzeit herzlich willkommen. Diese Tiere sind wirklich jede Mühe wert!

Wolfgang Hemmer

im August 2009

Hier nun die kurze Bilddokumentation aus mehreren Zuchtjahren:

Mein Zuchtmännchen vom China-Graubauchhäherling (Garrulax poecilorhynchus berthemyi)

 

Mein Zuchtweibchen vom China-Graubauchhäherling (Garrulax poecilorhynchus berthemyi)

 

Schildkrötenteich und Volieren im Hochsommer 2009

 

Volierenkomplex (Teilansicht), fotografiert aus Südwest

 

Erstes Gelege 2009 von Garrulax poecilorhynchus berthemyi, Foto vom 24.04.2009

 

Drei Junge und eines beim Anpicken des Eies, Foto vom 01.05.2009

 

Wiegen am 1., 2. und 3. Lebenstag der Jungen am 23.07.2009

 

Junge jeweils am 8., 8. und 7. Lebenstag (v. l. n. r.), Foto vom 29.07.2009

 

Fototermin am jeweils 10. und 9. Lebenstag (die Brut misslang), Foto vom 30.07.2008

 

Jungvogel an seinem 10. Lebenstag, Foto vom 09.05.2009

 

12. Lebenstag am 02.08.2008, einen Tag nach dem Verlassen des Nestes

 

Geborgen im Bambus der Außenvoliere, fotografiert am 14. Lebenstag im Juli 2009

 

Vater mit Jungem, 14 Tage alt, 48 Gramm schwer, Foto vom 14.05.2009

 

20. Lebenstag am 20.05.2009, ca. 56 Gramm schwer

Nachbemerkung: Die Vogelhaltung musste 2010 wegen einer sich zuspitzenden, starken Allergie auf Futtertiere und Vogelstaub leider komplett aufgegeben werden.

 

Weitere Fotos