Ringelnattern
Paarungszeit der Ringelnattern im April
Das Bild zeigt mehrere übereinander liegende Ringelnattern. Ich beobachtete am 16. und 17.04.2006 um die Mittagszeit, an einem Südhang des Nordostseekanals, zeitweise bis zu vier Männchen, die, mit zuckenden Bewegungen über das Weibchen kriechend, wiederholt versuchten, sich mit diesem zu paaren. Noch Stunden nach erfolgter Paarung konnte man manche, sich sonnende Paare in der typischen, tellerartigen Form zusammen liegen sehen. In der Nähe fanden sich bis zu 8 Kreuzottern beim Sonnenbad.
Ringelnatter bei Beutejagd nach Fröschen
Diese Ringelnatter bei der Beutejagd schwamm an der Uferlinie eines kleinen Sees entlang, wobei die dort sitzenden Wasserfrösche der Reihe nach mit einem großen Satz ins Wasser sprangen. Zum Beuteschema gehören auch andere Amphibien wie Kröten, Molche und kleine Fische.
Zum Geruchssinn der Ringelnatter
Der chemische Sinn ist bei den Schlangen das wichtigste Sinnesorgan. Um sich zu orientieren, „züngelt“ die Ringelnatter von Zeit zu Zeit, um dabei Geruchsmoleküle aus der Umgebung mit der feuchten Zungenspitze aufzunehmen. Anschließend werden die zurückgezogenen Zungenspitzen in spezielle Vertiefungen im vorderen, inneren Oberkiefer, gesteckt, das so genannte Jacobsonsche Organ. Dieses ist in der Lage, schon einzelne Moleküle aufzunehmen, die Schlange „riecht“ Spuren beispielsweise von ihrer Beute, vor allem Frösche. Auch bei Erregung oder der Nahrungssuche züngelt sie häufiger.
Totstell-Reflex der Ringelnatter im Überblick
Hier sieht man ein seltenes Verteidigungsverhalten mancher Ringelnattern, den „Totstellreflex“. Einzelheiten siehe nächstes Bild.
Totstell-Reflex der Ringelnatter im Detail
Werden Ringelnattern ergriffen oder anhaltend bedroht, zeigen manche Exemplare, wie dieses weibliche, ca. 95 cm lange Tier, ein spezielles Abwehrverhalten, den so genannten Totstell-Reflex: Dabei ringeln oder wälzen sie sich zunächst, sondern übel riechende Sekrete aus ihren Postanaldrüsen ab, bleiben meist völlig schlaff auf dem Rücken liegen und zeigen ihre schwarz weiß gewürfelte Unterseite. Der auf der Seite liegende Kopf ist weit geöffnet, die Zunge hängt oder ragt weit heraus, und das Tier könnte nun beliebig hin- und herbewegt werden. Ich beobachtete bei dem hier fotografierten Tier, dass aus der Mundschleimhaut einige Blutstropfen abgesondert wurden, ohne dass das Tier verletzt war.
Die Schutzfunktion dieses schon von Robert Mertens (1946) beschriebenen Verhaltens dürfte nicht in allen Fällen funktionieren; man kann es auch bei R. Malkmus und K. Kabisch detailliert nachlesen.
Das Foto entstand am 18.04.2006 am Nordostsee-Kanal.
Gelege der Ringelnatter in einem Komposthaufen
Wir fanden am 2. August 2006 in meinem Wohnort Vorbachzimmern in einem Komposthaufen, bestehend aus Rindenhumus und Kompostmaterial, ein ca. 66 Eier umfassendes Ringelnattergelege. Die Eier waren zu mehreren Klumpen verklebt. Durch scharrende Hühner wurde der Gartenbesitzer auf das bereits leicht beschädigte Gelege aufmerksam. Das Gelege wurde wieder vorsichtig mit ca. 20 cm Substrathöhe abgedeckt sowie mit einem engmaschigen Gitter gesichert. Die pergamentschaligen Eier von durchschnittlich 30 mm Länge könnten von zwei bis drei Weibchen gelegt worden sein. Ein Feuchtgebiet namens „Regenbogen“ befindet sich nur etwa 100 m entfernt, der vorbei fließende Vorbach nur etwa 50 m. Adulte Ringelnattern waren in den Vorjahren regelmäßig im Gebiet zu beobachten.
Schlupf einer Ringelnatter im freigelegten Substrat
Bei einer Nachkontrolle am 10. und 13.08.2006 fanden sich Jungschlangen mit Längen von 15–20 cm, die sich bei angenehmer Substratwärme von über 30° C. zusammengeringelt im Bereich der Eier aufhielten. Einige schienen sich aufgrund der intensiveren Farben bereits gehäutet zu haben, ein Tier zeigte bei Ergreifen ein deutlich ausgeprägtes, anhaltendes Abflachen des Kopfes wie bei einer Viper. Fotos und Beobachtungen vor Ort zeigten, dass viele Eier 2–5 Längsschlitze aufwiesen, und es konnte beobachtet werden, dass manche Jungschlangen diese Schlitze in wenigen Minuten mit ihrem Eizahn ausführten. Die Tiere zeigten sich sehr scheu und zogen sich bei Störung schnell wieder in das jeweilige Ei zurück. Wegen der bereits „lauernden“ Hühner entschlossen wir uns, die 60 Schlangen im angrenzenden Feuchtgebiet im Schutz dichter Vegetation freizusetzen.
Empfohlene Literatur
Dr. Klaus Kabisch: Die Ringelnatter
Rainer Günther: Die Amphibien und Reptilien Deutschlands